Wenn uns die Hitze zu Kopf steigt
Heiße Temperaturen und Aggressives Verhalten
Autorin: Ursula Fiala
Wie hängen aggressives Verhalten und Hitze zusammen?
Die Klimaverschiebung zeigt sich in immer heißer werdenden Temperaturen. Der Juni 2019 wird der heißeste sein, seit in Österreich Temperaturen gemessen werden, bestätigt das Zentralamt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Von einer Hitzewelle spricht man, wenn die Temperaturen an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 30°C erreichen und die Nächte nicht unter 20°C abkühlen.
Hitze als Belastung
Hitze belastet nicht nur den Organismus und führt leicht zu gesundheitlichen Problemen wie Kreislaufproblemen, Herzinfarkten und Schlaganfällen, auch psychische Belastungen und der Anstieg von Aggressionsereignissen werden von der Polizei und besonders von Notfallambulanzen in Großstädten bestätigt (siehe Bericht Notfallambulanz Innsbruck in den Nachrichten dieser Woche).
Der amerikanische Psychologe Craig Anderson erforscht seit Jahren die „Heat Hypothesis“ – die Theorie, die besagt, dass Hitze zum Anstieg aggressiven Verhaltens führt. In einer Metaanalyse belegt er, dass ab einer Temperatur von über 32°C mehr Fälle von häuslicher Gewalt, Beleidigungen und Körperverletzungen zu verzeichnen sind. Probanden waren in einer Studie unter sehr heißen Bedingungen anfälliger für negative Gedanken, sie zeigten sich launenhafter und feindseliger ihren Mitmenschen gegenüber.
Die Ursachen
Ursachen dafür sind einerseits Flüssigkeitsmangel, Dehydrierung und Elektrolytverschiebungen im Körper, die besonders bei Kindern und älteren Menschen zu Verwirrtheitszuständen, Desorientierung und Delirien führen können. Deswegen ist es wichtig, ausreichend zu trinken und das Blut dünnflüssig zu halten, um somatische Beschwerden zu minimieren. Gemeint sind Flüssigkeiten wie Wasser, kühle Kräutertees, Limonaden und ergänzende Elektrolytgetränke.
Leider kommt es durch die Hitze häufig zum Konsum größerer Mengen Alkohol, der generell die Bereitschaft zu aggressivem Verhalten steigert. Die daraus resultierende Enthemmung und die fehlende Fähigkeit, logisch zu kommunizieren, machen den Umgang mit alkoholisierten Menschen besonders schwierig.

Konzentrationsstörungen, Unfallsvermehrung, Aktivitätslähmung

Als mögliche Ursache für vermehrte Aggression an heißen Tagen wird auch Schlafmangel erkannt. Einerseits schläft man in heißen Nächten deutlich schlechter und die Erholungsphasen bleiben aus, andererseits gehen die Menschen durch die kürzeren Nächte später schlafen und wachen durch die Helligkeit auch oft früher auf, was zu einem generellen Schlafmangel führt. Dieser kann sich in Konzentrationsstörungen, schlechteren Reaktionszeiten und größerer Unfallneigung niederschlagen.
Bei depressiven Menschen, die im Normalfall vom Sommer und von mehr Tages- und Sonnenlicht profitieren, führt Hitze häufig zu einer Lähmung der Aktivität, die dann bereits wieder zu vermehrten depressiven bis hin zu suizidalen Zuständen führen können, wie Jörg Schörghofer vom Psychosozialen Dienst Wien berichtet. Auch Patientinnen/Patienten mit Angst- und Panikreaktionen leiden unter der Hitze vermehrt. Da die Symptome der körperlichen Anstrengung, die der Organismus aufbringen muss, um den Körper zu kühlen, z.B. vermehrtes Herzklopfen bei Anstrengung oder Atemproblemen bei erhöhter Ozonkonzentration diese Menschen gleich wieder in Stresssituationen versetzt.
Ein besserer Umgang mit dem Phänomen
Die Trainerinnen/Trainer des Netzwerks für Aggression und Gewalt in Gesundheitsberufen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Auswirkungen von Aggressions- und Gewaltereignissen und deren Deeskalation. Wenn neue Herausforderungen wie in diesem Fall die extreme Hitze auftreten, sind wir bemüht, diese Entwicklungen in die bestehenden Programme aufzunehmen, Deeskalationsmanagement wird als präventive Gesundheitsförderung gesehen, die versucht, praktikable Lösungen zu erarbeiten und die Sicherheit der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in den verschiedenen Gesundheitsbereichen zu gewährleisten.
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