Gewalt verhindern, wo sie entsteht

Willkommen in der Welt des Sisyphus.

Oder auch: Willkommen im Drehbuch zu „Täglich grüßt das Murmeltier“, Teil 1

Die Entstehung von Gewalt ist individuell, wie der menschliche Fingerabdruck. Apropos Fingerabdruck: wussten Sie, dass auch der Ohrabdruck so individuell ist wie der Fingerabdruck? Das klingt jetzt wie aus der Kategorie „unnützes Wissen“. Jedoch kann man auf Basis der sogenannten Individualität und somit auch aus der individuellen Entstehung von Gewalt einen Zusammenhang herstellen.

Schreien und weinen

Im Körper sind alle Reaktionen abgespeichert, wie wir wann zu reagieren haben. Von freudig bis wütend, verliebt, nervös, angepasst, u.s.w.

Diese Verhaltensweisen erlernten wir ab unserem ersten Lebenstag. Gerne wird hier von Coping Strategien oder Bewältigungsformen gesprochen. Die erste Coping Strategie die wir erlernten, ist auch die stärkste. Und auch jene, welche wir im Alter bzw. im Älterwerden als letztes abrufen, nämlich das Schreien und Weinen. Das Baby schreit und weint, wenn es Hunger hat, wenn etwas zwickt, wenn es zu warm oder zu kalt ist, wenn es Nähe oder auch Abstand braucht und schon nach ein paar Tagen, wenn es in den Wachphasen Langeweile verspürt. 

Im Alter passiert dies dann oft in vermeintlich ausweglosen Situationen. Wenn weit über 80ig jährige Menschen weinend nach ihrer Mutter schreien, kann dies befremdlich wirken. Die Rationalität sagt uns ja, dass die Mutter eher nicht mehr leben wird. Was wir hier aber erleben ist ein Mensch in einer Situation, die für ihn ausweglos ist und er zu einem Mittel greift, welches ihm in den jüngsten Kindheitstagen das Leben rettete. Schreien – Weinen!

Der Faktor Resilienz

Es gibt Faktoren, die uns bewusst, unbewusst oder wie Siegmund Freud sagen würde „mit allen Ichs“ definieren.

Jetzt kommt jedoch die Resilienz dazu. Die sagt, es gibt Menschen die (vereinfacht ausgedrückt) länger ruhigbleiben und welche, deren Fass schnell überläuft oder deren Zündschnur sehr kurz ist.

Im allgemeinem beschreibt Resilienz das Wiedererlangen oder Erhalten von psychischer Gesundheit.

Mann und Frau meditieren

Die Tagesverfassung

Mensch mit Rucksack

Zusätzlich kommt bei allen Faktoren auch noch die Tagesverfassung dazu. Ist man ausgeruht und ausgeschlafen, hat man genug gegessen, oder hat man Stress, Sorgen, oder eventuell sogar einen Lottogewinn gemacht, …

Zwei Modelle arbeiten hier zusammen. Das Erlernte ab dem ersten Tag ist die CD oder Festplatte. Und die täglichen oder aktuellen Anforderungen an uns, das ist der Rucksack.

Haben wir einen großen Rucksack mit vielen Sorgen, Ängsten, Druck, … werden wir wahrscheinlich schnell nervös, unsicher oder sogar aggressiv oder wie es in Österreich heißt „zwieda“. Da kann dann auf der Festplatte abgespeichert sein, was will. Die psychische Umgebungsituation dass das Hier und Jetzt beeinflusst, steuert wie wir Dinge wahrnehmen und einschätzen. Nach einem Urlaub der zu 100% nach unseren Vorstellungen gelaufen ist und wir wieder zurück im Berufsalltag sind, werden wir in gewissen Situationen ruhiger, ausgelassener, geduldiger mit unseren Mitmenschen sein. Nicht so, nach dem dritten Überstundendienst in diesem Monat.

Malen wir Bilder von unserer Zukunft bzw. Gegenwart

Auch wenn wir wissen, dass mehr als 80% der Sorgen, die wir uns machen, nicht eintreffen, sind diese dennoch da. Es sind schwarzgemalte, dunkelbunte Zukunftsbilder. Würden wir jedoch das Erlebte malen, wäre das Bild farbenfroh, weil wir glücklich und froh sind, dass unsere negativen Gedanken nicht zur Realität wurden. Es könnte aber auch sein, dass das Bild noch schwärzer als das erste Bild wird, weil wir uns sicher sind, dass die negative Energie irgendwo auf uns wartet, um dann geballt auf uns einzubrechen.

Es ist zwar nichts passiert aber wir haben uns Gott sei Dank gefürchtet

Und dies macht Stress und stress macht aggressiv.

Zurück zu unseren individuellen Abdrücken von denen wir wissen, Finger und Ohren, ach ja Lippen und Zehen. Und wahrscheinlich noch vieles mehr. So individuell wie einige Teile unseres Körpers sind, so individuell ist auch der Umgang mit unseren Gefühlen. Und vielleicht auch noch etwas komplizierter, denn wir können auch unterschiedliche Gefühle zur gleichen Situationen haben.

Was für die eine Person gefährlich war und man sich somit wehren musste, kann für die andere Person eine „normale“ gängige Situation sein. Wo sich jemand nicht respektiert oder wahrgenommen fühlte, sieht die andere Person einen Standard, nämlich einen typischen „Behördenweg.“

Drei Männer in Behörde

Vorerst genug mit den Überlegungen

Das waren ein paar Gedankengänge, wie Aggression und Gewalt entstehen können.

Im zweiten Teil dieses Blogs kommen noch weitere Überlegungen und auch noch eine persönliche Geschichte dazu.

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