MEHR Sicherheit für ALLE –
Eine Frage der „HALTUNG“?
Autorin: Petra Sonnleitner
Stimmen nach einem 3-Tages-Seminar
„Seitdem ich das 3-Tages-Deeskalationsseminar absolviert habe, erlebe ich kaum noch verbale oder auch körperliche Übergriffe und ich fühle mich viel sicherer an meinem Arbeitsplatz – ich begegne den Menschen nun anders!“
„Deeskalationsseminare sind nicht nur ein Tool für meine Arbeit, es ist ein Tool für meine ganze Persönlichkeitsentwicklung.“
Großer Run auf Deeskalationsschulungen
Es sind Erzählungen wie diese, welche mich bestätigt und zum Teil zufrieden in meinen „Trainerinnensessel“ zurücklehnen lassen.
Die Ausbuchung der Seminare ein bis zwei Tage nach der Kursausschreibung zeigen mir deutlich, welch hoher und dringlicher Bedarf an Deeskalationsschulungen im Akutkrankenhaus besteht.
Aggression und Gewalt in der Pflege sind, wie wir längst wissen, kein Tabuthema mehr – sie sind vielmehr ein bestehendes Phänomen und es benötigt das richtige „Handwerkzeug“ um mit den zunehmend herausfordernden Situationen bestmöglich umgehen zu können.
Die Erzählungen des Erlebten und die wirklich oft sehr erschütternden Erlebnisse aus dem Berufsalltag der Mitarbeiter*innen im Gesundheitsberuf stimmen mich oft sehr nachdenklich und zeigen mir umso mehr meine wichtige Rolle im System einer „sicheren Institution“ auf.
Der Bedarf an Schulungen im Umgang mit herausforderndem Verhalten wird auch zunehmend von der jeweiligen Führung und vom Management erkannt und gefördert.
Institutionen bilden nun ihre eigenen Trainer aus um die Mitarbeiter*innen im Haus bestmöglich mit effektiven Deeskalationsstrategien betraut zu machen.
Ausnahmesituationen gekonnt entschärfen
Oberstes Ziel ist es, wirklich in der primären Prävention der Deeskalation anzusetzen. Hier geht es darum die „Warnsignale“ einer drohenden Eskalation zu erkennen und noch viel mehr um unsere eigene Haltung, unsere Körpersprache und um die eigene Kommunikation.
Für die Patient*innen bedeutet eine Aufnahme in ein Krankenhaus sehr oft eine absolute Ausnahmesituation. Gefühle der Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Ohnmacht, verschiedenste Diagnosen wie z.B. eine schwere Demenz oder enormes Schmerzerleben, dazukommend lange Wartezeiten und auch der Einfluss verschiedenster Substanzen auf den Körper, lassen unser Gegenüber oft unberechenbar, laut und aggressiv handeln.
In solchen Situationen authentisch und ruhig zu bleiben und dann auch noch die richtigen Worte zu finden – ist eine hohe Kunst und will erlernt und geübt sein.
Ja UND – DIE „Innere Haltung“?
Deeskalation kann nur dann erfolgreich stattfinden, wenn wir selbst ganz bei uns sind.
Die Suche nach dem ungestillten Bedürfnis oder der Angst unseres Gegenübers darf beginnen. Das kann oft nur dann gelingen, wenn wir versuchen ein Stück des Weges in den „Schuhen der anderen Person zu gehen“, also versuchen wir uns etwas in die Situation der anderen Person hineinzuversetzen.
Wir wissen oft nicht, welchen Rucksack an Erfahrungen und vorangegangenen Ereignissen diese Menschen mit sich herumtragen. Ja und dann sind es einfache Reize und Trigger die eine Situation entgleisen lassen – und für uns ist es oft absolut nicht nachvollziehbar warum sich etwas so derart zugespitzt hat. In den Seminaren lehren wir, hier genauer hinzusehen und hinzuspüren.
Sicherheit und Halt durch klare Aufgabenverteilung
Wir dürfen lernen auf die Frühwarnzeichen zu achten und beobachten wie Menschen sich verhalten oder ihr Verhaltensmuster eben verändern. Ist jemand zunehmend unruhig und läuft auf und ab? Ist jemand angespannt, errötet, hat womöglich verstärkte Atmung mit geöffnetem Mund oder ist gar schweißig…? Zieht sich jemand plötzlich vollkommen zurück…?
Nun gilt es, diese Menschen genau hier in dieser Situation abzuholen, um herauszufinden was sie denn brauchen.
Hilfreiche Fragen wie „Was ist passiert?“, „Kann ich etwas für Sie tun damit es Ihnen besser geht?“ können eine angespannte Situation schon sehr hilfreich entlasten. Ebenso spiegeln wir was wir sehen und wahrnehmen und können dies auch verbalisieren.
Dazu braucht es aber die EIGENE INNERE HALTUNG, um ein gutes Gelingen herbeizuführen.
Es braucht das echte Interesse an unserem Gegenüber und auch den passenden Raum und ja – natürlich ZEIT.
In herausfordernden Situationen braucht es eine klare Aufgabenverteilung, um für unser Gegenüber und unsere Patient*innen Sicherheit und Halt zu geben oder eben diese Sicherheit wiederherzustellen.
Diese klare Aufgaben- und Rollenverteilung wird in den Deeskalationsschulungen ebenfalls vermittelt.
…und das „große Warten“?
Gerade im Akutkrankenhaus haben wir es mit vielen wartenden Menschen zu tun. Das Problem – die fehlende Information über den Wartestatus.
Bei Mitteilungen über den Wartestatus geht es nicht nur um die pure Informationsvermittlung, sondern gerade um das „Wie“ und das „Wann“.
Informationsmanagement – „Der Schlüssel zur Deeskalation“
Die professionelle Haltung im Informationsmanagement spielt eine enorm große Rolle. Studien belegen, dass wartende Patient*innen kontinuierlich informiert werden möchten. Werden hier Falschaussagen getätigt, wird eine Vertrauensbasis zerstört und es forciert die negativen Erlebenszustände des Patienten (Quelle: vgl. „Warten, aber richtig“, Quernheim 2017).
Umso wichtiger ist es, Patient*innen immer und immer wieder mit Informationen zu versorgen und hier auch mit den Fakten des Wartens zu betrauen.
Die regelmäßige „sichtbare“ Präsenz von Personal, das Angebot eines Glas Wassers, einer Zeitschrift oder auch eines Rückzugsortes und ehrlich gemeinte Worte vermitteln hier Sicherheit und Halt.
Letztendlich können wir nicht alle aggressiven Reaktionen stoppen oder verhindern, jedoch können wir sie wahrnehmen und ECHT darauf reagieren.
Was wir sehen,
ist oft nur
ein kleiner Teil
von dem,
was wirklich ist.
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