Stabstelle „Deeskalations- und Sicherheitsmanagment“

am Neuromed Campus, Linz

Stellenwert einer Stabstelle in einer Klinik 

Das Auftreten von Aggression und Gewalt tragt dazu bei, dass Gesundheitsberufe als schwieriges Berufsfeld gesehen werden. Die genannten Aspekte wirken sich nicht nur auf die Beziehung zwischen Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern und Patientinnen/Patienten aus, sondern haben auch Auswirkung auf die organisatorische Beziehung der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter zur eigenen Organisation.

Wie alles begann

Kurse zur Bewältigung von aggressiven Verhaltensweisen seitens der Patientinnen/Patienten wurden am Standort Neuromed Campus Linz (ehemaliges Wagner Jauregg Spital) schon seit Anfang 2000 abgehalten. Diese wurde von der Fort- und Weiterbildungsstelle angeboten und von diversen externen Anbietern abgehalten. (Polizei, Krav Maga Vereine etc.)

2013 entschied sich die Pflegedirektion eigene Deeskalationstrainerinnen/-trainer auszubilden und es wurde von Herbst 2014 bis November 2015 eine Trainerinnen-/Trainerausbildung in der Gespag Akademie, Linz organisiert. Abgehalten wurde dieser Kurs von Nico Oud und Dr. Harald Stefan.

Im Herbst 2015 schlossen sieben Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter die Ausbildung ab und alle waren hoch motiviert, das erworbene Wissen weiterzugeben.

2016 starteten wir mit fünf Basiskursen, die am Standort Neuromed Campus abgehalten wurden.

Vier Menschen schauen in den Sonnenaufgang

Was bisher geschah

Frau geht auf Straße mit Pfeil

In dieser Zeit ist auch das Kepler Universitätsklinikum entstanden, zusammengelegt aus drei bis dahin separaten Krankenhäusern, dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz (AKH) (nun unter der Standort-Bezeichnung Med Campus III.), der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg Linz (nun unter der Standort-Bezeichnung Neuromed Campus) und der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz (nun unter der Standort-Bezeichnung Med Campus IV). Mit rund 1.830 Betten und rund 6000 Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern handelt es sich um das zweitgrößte Krankenhaus Österreichs.

Im Rahmen eines Jour Fix wurden 2017 die Trainerinnen/Trainer informiert, dass die Unternehmungsleitung ein bedarfsorientiertes Umsatzkonzept benötigt, welche alle drei Standorte ins Sicherheits- und Deeskalationsmanagement einbindet.

Dieses bedarfsorientierte Umsetzungskonzept für Mitarbeiterinnen-/Mitarbeiterschulung wurde von mir entworfen und ist die Basis für alle Kursmodule die zurzeit abgehalten werden.

Schulungsplan für das Jahr 2021

  • 3 Fünf-Tages Kurse (in den definierten Gefährdungsbereichen sind 90% der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter geschult)
  • 19 Drei-Tageskurse
    Refresher (Nachfasstage für die, die bereits einen Fünf-Tageskurs oder Drei-Tageskurs besucht haben)
  • Einen speziellen Vier-Tageskurs, der für die Stationsleitungen vorgesehen ist

Stabstelle „Sicherheits- und Deeskalationsmanagement“

Im Umsetzungskonzept wird eine Stabstelle „Sicherheits- und Deeskalationsmanagement“ am Kepler Klinikum beschrieben.

Aufgaben dieser Stelle:

  • Erarbeitung, Implementierung und strategische Weiterentwicklung einer anwendbaren Struktur für Sicherheits- und Deeskalationsmanagement im Kepler Universitätsklinikum.
  • Aufdecken von Verbesserungspotenzial bei internen Prozessen und Abläufen sowie Steuerung geeigneter Maßnahmen mit Fokus auf Prävention von Aggression und Gewalt.
  • Initiierung, Leitung bzw. Betreuung von Prozess- und Qualitätsverbesserungsprojekten in Bezug auf Sicherheits- und Deeskalationsmanagement.
  • Ansprechpartnerin/-partner für alle Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern im Kepler Universitätsklinikums, die Hilfe im Zusammenhang mit Aggression und Gewalt benötigen.
  • Bearbeiten von besonderen Vorfällen und Schadensfällen
  • Evaluierung der definierten Prozesse und Zuständigkeiten (Bsp. Schulungen, Konzepte,…)

Die Stabstelle wurde Anfang 2019 mit 40 Stunden ausgeschrieben und nach einem Hearing von Frau Andrea Hamminger und mir mit jeweils 20 Stunden besetzt.

Im Wesentlichen geht es derzeit um Bedarfsplanung und der strategischen Ausrichtung der Schulungsmaßnahmen im Unternehmen.

Sofern es die Ressourcen erlauben bieten wir Workshops in Bereichen an, wo es verstärkt Aggression und Gewalt gibt, bzw. wo wir von den Stationsleitungen kontaktiert werden.

Ziel unserer Fortbildungsmaßnahmen

Mensch auf Bergweg

Aggressionssituationen gehen meist mit Angst und Erregung aller Beteiligten einher. Hier geht es um die Herstellung und Vermittlung von Sicherheit und das Aufrechterhalten bzw. das Wiederherstellen von Kontakt. Es ist die Aufgabe der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, ihre Anspannung, Erregung und Angst zu regulieren, um handlungsfähig zu bleiben und hilfreich sein zu können. Menschen, die sich in Krisen befinden, benötigen professionelle Hilfe. Sie brauchen Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter, die wissen was sie tun und dies auch umsetzen können.

Dazu bedarf es des nötigen Wissens, der eingeübten Fertigkeiten und einer entsprechenden Wertebasis.

Unser vordringliches Ziel der Schulungsmaßnahmen im Sicherheits- und Deeskalationsmanagement ist die Prävention und Deeskalation von Aggressions- und Gewaltereignissen.

Weitere Ziele

Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter des Unternehmens sollten nach den Schulungsmaßnahmen in der Lage sein, Situationen sich anbahnender Gewalt frühzeitig zu erkennen und durch adäquates Eingreifen direkte Gewalt zu verhindern.

Ziel dieser umfangreichen Schulungsmaßnahmen sollte auch die Reduktion von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen sein, wie z.B. Sicherungsgurte.

Weiters wollen wir einerseits deeskalierende Strategien in Konflikt- und Bedrohungssituationen vermitteln, andererseits aber auch die Handlungskompetenz und das subjektive Sicherheitsgefühl der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter verbessern.

Mann auf Berggipfel

Ausblick

In Deeskalation und Sicherheitsmanagement ausgebildetes Personal ist in der Lage, Gefahrenpotenziale (persönlich, räumlich, strukturell,…) einzuschätzen und präventiv Maßnahmen zu setzen, die für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Patientinnen/Patienten unabdingbar ist.

Die Arbeitsbeziehung bzw. das im-Kontakt-bleiben mit der Patientin/dem Patienten hat eine enorme positive Auswirkung auf den Gesundheitsprozess. Nur ein vertieftes Wissen über die Entstehung von Aggression und Gewalt ermöglicht eine adäquate Haltung der Patientin/dem Patienten gegenüber und das Agieren im präventiven Sinne.

Die Einschätzung akuter bzw. situationsbezogener Risiken als auch die Erfassung und Bewertung relativer Risiken für Arbeitsbereiche, Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter- oder Patientinnen-/Patientengruppen sind wichtige Elemente für den systemischen Umgang mit Aggression und Gewalt im Gesundheitswesen.

Seit 2016 wird punktuell auf definierten Stationen der EvA-Bogen (Erfassung von Aggressionsereignissen) angewandt, ausgewertet und analysiert.
Eine Datenerfassung über weitere Gefährdungsbereiche wird aktuell diskutiert, auch um die umgesetzten Maßnahmen zu evaluieren.

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