Basistraining für Deeskalations- und Sicherheitsmanagement

Das Trainingskonzept

Entwicklung eines modularen Schulungskonzeptes

2003 und 2004 wurde in psychiatrischen Kliniken in der Schweiz und in Österreich mit einem strukturierten und systematisch aufgebauten Deeskalationsmanagement begonnen. Die dafür durchgeführten Seminare waren eine Weiterentwicklung von bereits in England angewandten Deeskalationsschulungen.

In Großbritannien wurden bereits in den Jahren 1990 – 2000 Konzepte und Standards vom Royal College of Nursing Institute (RCNI), dem English National Board (ENB) in Zusammenarbeit mit dem Department of Nursing der Keele University, entwickelt.

In weiterer Folge gab es zu dieser Thematik Standards des NMC- Nursing and Midwifery Council, NIMHE (National Institute for Mental Health England).

Weiterentwicklung

Die Schulungsinhalte und Erfahrungen aus England wurden von Nico Oud in den Niederlanden zu einem fünftägigen Kurs zum Aggressionsmanagement weiterentwickelt. Es handelt sich um ein kompetenzorientiertes, handlungs- und problemzentriertes, partizipatives Lernpaket, welches theoretische wie auch praktische Aspekte zum Deeskalationsmanagement umfasst.

Der Fokus wurde sowohl auf die sekundäre wie auch auf die primäre und tertiäre Prävention von Aggressionsphänomenen gelegt.

Hand zeigt auf die Tafel

Weitere Inhalte des Trainings

Wichtige Inhalte des Kurses sind die Koordination und Abstimmung von Betreuungspersonal im Umgang mit Aggressionsphänomenen um eine koordinierte Vorgehensweise zu finden.

Zu den erlernten Fähigkeiten gehören auch Befreiungsinterventionen, Kontrolle und Halteinterventionen sowie Nachbetreuung und Nachsorge nach einem Vorfall.

Aufgrund der vorkommenden physischen Aggression in psychiatrischen Kliniken wurden sogenannte Teaminterventionen für standardisierte Vorgehensweise geschult und trainiert. Jede teilnehmende Person hat eine Position nach klaren Instruktionen zu erfüllen. Die Trainings erfolgten ca. zu 50% in Theorieunterricht und 50 % in Praxisübungen in einem Bewegungsraum mit Trainingsmatten.

Anwendung in allen Gesundheits- und Sozialbereichen

Die ursprünglichen Kursinhalte, angewandt in den psychiatrischen Kliniken wurden von Connecting/NL, NAGS Austria und NAGS Schweiz inhaltlich ständig weiterentwickelt. Anpassungen waren sowohl inhaltlich wie auch von der zeitlichen Abfolge aufgrund der Bedürfnisse der Teilnehmenden notwendig. Nicht mehr nur psychiatrisches Personal nimmt die Trainingskurse in Anspruch, sondern die Teilnehmenden kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheits- und Sozialbereiches und erkennen die Notwendigkeit sich mit der Thematik Aggression und Gewalt auseinanderzusetzen. Die Kursinhalte werden nunmehr in allen Settings der Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in abgestimmter Form angeboten. Nicht in allen Bereichen kommen alle Inhalte in vollem Umfang zur Anwendung.

Aktuelle Anpassung

Ein Team mit großen Puzzlesteinen steht zusammen

In speziellen Bereichen z.B. psychiatrische Akutstationen, Notfallbereiche finden Vorgehensweisen in einer Teamkonstellation eher Anwendung als in chirurgischen Bereichen. Abgestimmt auf diese Anforderungen ist es naheliegend ein aufbauendes modulares System für die Basiskurse anzubieten. Dies führte zu einem dreitägigem Basistraining Modul 1. Hier werden grundlegende Begriffe und Skills in Bezug auf Aggressions- und Deeskalationsmanagement trainiert und geübt. In einem darauf aufbauenden zweitägigen Basistraining Modul 2 werden vertiefende Inhalte und Teaminterventionen vermittelt.

Das modulare System

Um den multiprofessionellen Mitarbeitenden möglichst die Trainingsangebote zu bieten, die sie in ihrem Tätigkeitsfeld benötigten, hat sich NAGS Austria dazu entschieden die Inhalte der ehemaligen fünftägigen Basiswoche im Sinne der notwendigen Setting spezifischen Anpassungen auf zwei, aufeinander aufbauende, Module aufzuteilen. Beide Module können aufeinanderfolgend in einer Woche wie auch mit zeitlichem Abstand zueinander absolviert werden.

So können Schwerpunkte und notwendige Skills intensiver trainiert werden.

Frau erklärt anderen Menschen etwas

Trainingsplan Modul 1 (Drei Tage)

Tag 1 Vormittag

Theorie
Informationen zum Basistraining
Definition Aggression und Gewalt
Aggressionsarten, Vorkommen und Auslöser

Praxis
Kommunikationsgestützte Körperinterventionen (kgK):
Formen und Prinzipien der kgK
Handlungen zur Prävention und zum Schutz

Tag 1 Nachmittag

Theorie
Aggressionstheorien, Modelle

Praxis
kgK: Handlungen, um freizukommen, notwendige Distanz zu schaffen und ggf. Hilfe zu holen (Befreiung und Schutz)

Tag 2 Vormittag

Theorie
Erlebte Aggression – Selbsterfahrung

Praxis
kgK: Wiederholung (WH) und neue Interventionen:
Handlungen, um freizukommen, notwendige Distanz zu schaffen und ggf. Hilfe zu holen (Befreiung und Schutz sowie Basisgriffe: NAGS)

 

Tag 2 Nachmittag

Theorie
Kommunikation und Konfliktmanagement

Praxis
kgK: WH und neue Interventionen

Tag 3 Vormittag

Theorie
Trauma, Belastungsreaktion

Praxis
kgK: WH und neue Interventionen

 

 

 

Tag 3 Nachmittag

Theorie
Rechtsthemen und Ethik

Praxis
Vertiefende WH der kgK
Feedback, Reflexion zu Modul 1

Trainingsplan Modul 2 (Zwei Tage)

Tag 1 Vormittag

Theorie
Deeskalierende Kommunikation

Praxis
kgK: WH der Inhalte aus Modul 1

 

Tag 1 Nachmittag

Theorie
Assessment und Risikomanagement

Praxis
kgK: Handlungen, wenn ein Eingreifen nicht umgangen werden kann „Kontrollinterventionen“ klassische «physical interventions» oder auch „Teaminterventionen“

Tag 2 Vormittag

Theorie
Sicherheitsmanagement

Praxis
kgK: Handlungen, wenn ein Eingreifen nicht umgangen werden kann „Kontrollinterventionen“ klassische «physical interventions» oder auch „Teaminterventionen“

Tag 2 Nachmittag

Praxis
kgK: Handlungen, wenn ein Eingreifen nicht umgangen werden kann „Kontrollinterventionen“ klassische «physical interventions» oder auch „Teaminterventionen“

Praxis und Plenum
Vertiefende WH der kgK (Modul 1 und 2)
Feedback, Reflexion zu Modul 1 und 2

Didaktische Überlegungen

Training ist immer Vertiefung von bestehenden Kompetenzen. Bekannte Inhalte werden aufgegriffen und auf einem höheren Niveau bearbeitet. Dadurch stehen dann ein erweiterter Deutungsrahmen und Handlungsspielraum zur Verfügung.

Die Trainings stützen sich im Aufbau und in der Didaktik auf die folgenden fünf Kompetenzfelder:

  • Selbstmanagement – Umgang mit sich selbst
  • Wahrnehmungsmanagement – Umgang mit der Wahrnehmung der Umgebung
  • Kommunikationsmanagement – Umgang mit Kommunikation
  • Strukturmanagement – Umgang mit Abläufen und Strukturen
  • Körpermanagement – Umgang mit dem eigenen Körper

Lernziele

Um den Kompetenzerwerb zu unterstützen, wird sich an folgenden Lernzielen orientiert:

Kognitive Lernziele „Hirn“

Affektive Lernziele „Herz“

Psychomotorische Lernziele „Hand“

Weiterführende Artikel

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